So nun müsst ihr eine Portion Mitleid mit deutschen Journalisten haben. Ja echt – es ist dringend – die armen Journalisten in Deutschland haben nämlich ein grosses Problem und haben darum eine Demonstration abgehalten – ja ihr habt richtig gelesen. Ja sie haben ihre Mittagspause letzte Woche vor dem Redaktionsgebäude abgehalten… Ihr habt sicher von der Aktion in den Medien lesen können, hat ja sicher hat ja sicher in Deutschland während dem gesamten Wochenende die Nachrichtenkanäle dominiert.
Nein? Ihr habt nichts davon gehört? Och schämt euch – ihr habt sicher nur der Mutti Merkel zugehört. Aber ok ich erzähl euch dann jetzt mal warum ihr Mitleid mit den Journalisten in Deutschland haben müsst.
Also da gibts eine Zeitung in Deutschland die heisst „die Zeit“ und die feiert gegen aussen gerade ihr 70 jähriges Bestehen. Aber gegen innen brodelt es ziemlich, denn es gibt einen grossen rosa Elefanten im Raum. Die Onlineredakteure kämpfen da seit Monate für eine bessere Bezahlung. Denn sie wollen gleichviel verdienen wie ihre Kollegen aus der Printabteilung „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“. Laut Betriebsrat, verdient ein Onlineredaktor im Schnitt rund 10’000€ weniger im Jahr als ihre Totbaumkollegen. Und die Verlagsspitze sperrt sich und will dies nicht ändern.
Anscheinend ist es in vielen Verlagen/ Zeitungen normal, dass Onliner weniger verdienen als die Printer. Lange hat man dieses Problem akzeptiert, weil es anscheinend „historisch so gewachsen ist“ (sagt die Taz)
Einige Verlage haben ihre Onlineredaktionen ausgegliedert, als sie entstanden sind. Hinter Zeit Online stehen die Zeit Online GmbH und die Zeit Digital GmbH, beide hundertprozentige Töchter der Holtzbrinck Gruppe, zu der auch die Zeit gehört. Anders als der Zeit Verlag ist Zeit Online nicht tarifgebunden. So kommt es, dass von den rund 120 Zeit Online-Mitarbeitern rund die Hälfte unter Tarif verdient, schätzt ein Vertreter von Verdi. Und selbst die, die Tariflohn bekämen, seien weit entfernt von den Printgehältern.
Diese Ungleichheit wird bald noch offensichtlicher werden: Die Berliner Zeit Online-Redaktion will in zwei Jahren mit der Print-Hauptstadtredaktion in ein gemeinsames Gebäude ziehen. Bisher sind deren Büros getrennt, auch wenn die Redaktionen immer mehr zusammenwachsen. Zeit Online-Redakteure schreiben zunehmend für das Blatt und anders herum.
In andern Häusern, vor allen in denen, in denen Print und Online nicht unter einem Dach sitzen, ist das längst die Regel. Deswegen geht der Tarifstreit von Zeit Online über die Berliner Redaktion hinaus. Erkämpft sich die Redaktion höhere Gehälter, könnte das auf die gesamte Onlinebranche ausstrahlen. Die Gewerkschaften und Betriebsräte anderer Redaktionen beobachten interessiert, was sich beim Hamburger Verlagshaus und seinem Berliner Onlineableger tut. Denn einen Flächentarifvertrag für ausgelagerte Onlineredakteure, wie im Falle Zeit Online, gibt es bisher nicht. Ein Erfolg der Zeit Online-Redaktion könnte den Druck erhöhen.
Sie haben jetzt bereits seit 3 Jahre verhandelt, aber gebracht es hat nichts.
Gegenüber der taz sagte eine Sprecherin der Zeit Digital GmbH, dass das digitale Geschäftsmodell der Zeit ein anderes sei und mit Print nicht vergleichbar. Zeit Online sei noch nicht profitabel und könne daher, um wettbewerbsfähig zu bleiben, keine entsprechenden Verträge ausgeben. Man zahle aber „marktüblich“.
Vor wenigen Tagen nun hat die Geschäftsführung den Onliner ein neuer Vertragsentwurf gegeben darin steht dann: Kein Urlaubsgeld, kein volles 13. Monatsgehalt, der Bruttoverdienst soll dem der Printler nicht nahekommen und Bildredakteure würden massiv schlechtergestellt.
Dann hats den Onliner gereicht und sie haben gestreikt. Ihre Mittagspause verbrachten alle Mitarbeiter gemeinsam vor dem Redaktionsgebäude in Berlin-Kreuzberg, mit Tischkicker, Musik und geschmierten Brötchen. Zeit Online blieb für diese Zeit bis auf eine Redakteurin unbesetzt.
Der Artikel der Taz findet ihr übrigens hier
Fazit
Noch interessant mit was für Ausreden heute noch Online und die RL ungleich behandelt wird. Gibt ja in der Kreativen Branche auch so ein rosa Elefant, genannt Pitchen. Da arbeiten Agenturen gratis und präsentieren fix fertige Konzepte ihren Kunden, und der Kunde wählt dann das passende aus und die anderen gehen alle leer aus. Auch hier gibts gratis Arbeit und damit hat sich diese Branche bereits abgefunden.
Ich wünsch den Onliner der Zeit viel Erfolg in ihrem Arbeitskampf – aber bitte das nächste mal löscht ihr einfach die Webseiten anstatt vor dem Verlagsgebäude sitzen und Brötchen essen. Da müsst ihr noch viel lernen, damit es bessere Wirkung hat. Nun mal schauen wer gewinnt. Es gibt ja auch eine andere Möglichkeit dass der Verlag recht hat und in der Onlineredaktion gar keine Journalisten sitzen sondern nur Praktikanten und das würde vieles erklären.
ich bin wirklich gespannt wie es ausgeht.