So das waren jetzt aber wirklich spannende 36 Stunden. Für alle die es noch nicht mitbekommen haben, gestern hatte ich eine kleine Geschichte mit der Stadtpolizei – hier kann man die Story nachlesen (Liebe Stadtpolizei von St.Gallen ist das Normal?)

Heute Morgen hatte ich dann ein nettes Telefonat mit dem Stv Leiter der Medienstelle der Stadtpolizei. Damit die Polizei meine Anfrage beantworten konnten, haben Sie natürlich meine Daten gebraucht und natürlich hab ich sie ihnen gegeben 😃

Kurz vor 17 Uhr hat die Polizei dann versucht mich wieder per Tel zu erreichen, aber da ich gerade bei einem Kunde war, konnte ich nicht abnehmen. Also gabs hier auf dem Blog die Antwort von der Polizei in Schriftform.

Ich möchte jetzt auf diese Antwort nochmal eingehen und darum veröffentliche ich sie hier nochmals…

Grüezi Herr Mächler

Unsere Abklärungen haben Folgendes ergeben:

Der Vorfall an der Felsenstrasse war uns bereits vor Ihrem Anruf bekannt. Eine andere Person hat um 13:03:31 Uhr den Notruf gewählt, welcher nach 10 Sekunden entgegengenommen wurde. Wir haben darauf eine Patrouille disponiert.

Um 13:04:32 Uhr haben Sie ein erstes Mal angerufen. Nach 31,7 Sekunden haben Sie aufgelegt. Das zweite Mal haben Sie um 13:05:17 Uhr den Notruf gewählt und nach 25,67 Sekunden wieder aufgelegt. Um 13:08:25 Uhr wurden Sie vom „144“ an uns weiterverbunden, worauf wir Ihnen gesagt haben, dass bereits eine Patrouille auf dem Weg sei.
Die Patrouille ist rund 13 Minuten nach dem ersten Notrufeingang um 13:03 Uhr vor Ort eingetroffen.

Notrufe werden bei uns prioritär behandelt, d.h. vor allen anderen eingehenden Anrufen und so schnell wie möglich entgegengenommen. Wenn jedoch mehrere Notrufe zeitgleich eingehen, wie bei diesem Vorfall, dann können unsere 2-3 Mitarbeitenden nur einen Anruf nach dem anderen entgegennehmen und behandeln.

Was wir immer wieder beobachten können ist, dass Personen auch für allgemeine Auskünfte den Notruf 117 wählen. Dies belastet bzw. verzögert die Annahme von „echten“ Notrufen, da wir natürlich erst nach Entgegennahme des Anrufs erkennen können, was der Hintergrund eines Anrufs ist. Deshalb ist es wichtig, die Nummer 117 nur zu wählen, wenn es sich auch wirklich um einen Notruf handelt. Für allgemeine Fragen ist die Stadtpolizei St.Gallen unter 071 224 60 00 erreichbar.

Beste Grüsse
Stadtpolizei St.Gallen, Dionys Widmer

Komischer Zeitunterschied

Was mir halt direkt auffällt sind die unterschiedlichen Zeitangaben die mir hier die Polizei liefert, die aber mit dem Call-log von meinem Handy abweichen.

Via Handy habe ich 3,45min telefoniert und dann aufgehängt und dann nochmal 3,55min – so stehts im Calllog – und die Polizei sagt was von nur 25 sek / 31 sek Anrufdauer…
Und laut meinem VoiP Tool, habe ich mit 144 um 13:07 telefoniert und es dauerte 2 min

Das ist ziemlich komisch dieser Unterschied – ob hier auch der Verbindungsaufbau mitgezählt wird und das dauerte 2min?? Keine Ahnung warum diese Differnz aufgetreten ist – ich bin kein Telekommunikationsspezialist. Nunja ich verlass mich hier jetzt voll auf die Angaben der Polizei und ihren Aufzeichnungen.

Diese Zeitverschiebung kann ich am Besten mit den Worten von Doctor Who beschreiben

“People assume that time is a strict progression of cause and effect, but ‘actually’ from a non-linear, non-subjective viewpoint, it’s more like a big ball of wibbly wobbly… time-y wimey… stuff.”

Nun in der Antwort von der Polizei fehlt natürlich noch der Anruf meiner Nachbarin – aber das ist Ok so.

Warum kein Tonband?

Was mich hingegen immer noch wundert ist, dass nicht nach ein paar Sek ein Tonband kommt „Bitte bleiben sie in der Leitung zur Zeit sind alle Leitungen besetzt“ – immerhin hört man sowas ja bei jedem Supportcenter. Immerhin habe ich ja jetzt direkt miterlebt, wie die Zeit verzögert ist, wenn man einen Notfall hat. Immerhin kann es bei einem wirklichen schlimmen Notfall auch um Leben und Tod gehen und da wäre es doof wenn der Anrufer aufhängt, weil er denkt da nimmt niemand ab – da gehen wertvolle Sekunden verloren.

Ich verstehe es voll und ganz, dass man nicht 100 Leute in der Notrufzentrale haben kann, und wenn dann Leute anrufen, die nur reden wollen weil sie alleine sind, ja dann kann es eine Überlastung kommen – das verstehe ich vollkommen.

Bin wohl nicht der Einzige

Wie auch immer – ich habe heute mehrere eMails erhalten von Leute aus St.Gallen und anderen Städten die mir von ihren Erlebnissen berichtet haben. Zusammengezählt kann ich sagen, sowas ist wohl schon anderen passiert, dass sie den Notruf gewählt haben und niemand abgenommen hat. Ich kann hier natürlich nicht sagen ob es wieder eine Anrufverzögerung gab oder die Zeitdehnung wie so schön von Doctor Who beschrieben.

Fazit

So wie ich das Ganze sehe, sind hier ein paar Sachen speziell abgelaufen. Wie man mir heute auch berichtet hat, waren nicht nur 2 normale Polizeieinsatzfahrzeuge anwesend mit 4 Polizisten sondern wohl auch noch 2 zivile Autos mit zivilen Polizisten. Aber das mit den Zivilautos habe ich nicht mitbekommen – muss wohl passiert sein, nachdem ich dann gegangen bin. Sollte das stimmen, dann hat die Notrufzentrale wohl mit einem „Grossaufgebot“ reagiert, als so viele Anrufe eingegangen sind.

Also was kann ich aus dem Fall lernen.

  1. Die Polizei antwortet auch einem kleinen Blogger wie mir und das in wirklich einer sensationellen Geschwindigkeit.
  2. Ruft im Notfall nie alleine an, sondern lass auch andere Leute (Nachbarn) anrufen – dann ist die Chance grösser dass jemand durchkommt.
  3. Scheiss Technik! Am liebsten hätte ich wieder die altmodischen Festnetztelefone. Die funktionieren immer und zwar ohne komische Zeitverzögerung. Also nicht alles Neue (ich hab ja ein iPhone 6Plus) ist besser.
  4. Im Notfall verändert sich das Zeitgefühl total und man darf nicht ungeduldig sein. Also nächstes Mal nicht aufhängen sondern einfach die Leitung offen lassen – bis jemand Antwortet.
  5. Das hier ist ein geniales Beispiel wie Social Media eben doch gutes bewirken kann. Nicht nur wurden die Medien auf meine Geschichte aufmerksam gemacht, nein – sogar das Social Media Team der Polizei hat vorbildlich reagiert und geantwortet.

Am liebsten hätte ich ja jetzt Lust, so unregelmässige Testanrufe auf der Notfallnummer zu machen und zwar damit ich testen kann, ob die Polizei wirklich schnell abnimmt oder man mir hier gerade ein Käse erzählt hat und es Normal ist – wenn niemand abnimmt.
ABER – keine Sorge – ich tu das nicht – ich will nicht das nächste Mal aus dem Gefängnis bloggen müssen 🙂

Der letzte Abschnitt von der Antwort der Polizei stimmt mich aber schon ein wenig nachdenklich – also liebe Bürgerinnen und Bürger, wenn es euch langweilig ist oder ihr einsam seid, dann ruft den Pfarrer an und nicht die Notfallnummer.

Danke nochmals für die Antwort liebe Stadtpolizei 🙂

P.S Ich möchte mich dann auch noch bei den Journalisten bedanken die diese Geschichte aufgegriffen haben – so zuerst FM1Today, die sogar ein Radiobeitrag darüber gemacht haben und mich sogar verlinkt haben 🙂 (Keine Antwort auf dem Notruf 117), und das St.Galler Tagblatt (Notruf 117 gibt keine Antwort)