Gestern habe ich beim Blick gelesen, dass die SBB Ihr Social Media Versuch ServiceScouts beendet – gleichzeitig aber kündigen sie eine 2 Welle an.

Als ich die News gelesen habe da musste ich wirklich grinsen. Die SBB hat also das Projekt beendet wie sie es gestartet haben. Aber überrascht war ich nicht wirklich. Ich habe ja jetzt das gesamte Projekt wirklich beobachtet aber wirklich abgehoben ist das Projekt nicht.

Wir erinnern uns, kurz nach dem Start habe ich bereits gesagt, dass diese Kampagne total unglaubwürdig ist (Warum die SBB Service Scouts Kampagne total unglaubwürdig ist). Also zuerst wird über Verträge ein grosses Geheimnis gemacht und dann – als der Druck genug gross war – sagte man den Medien, dass die SBB Service Scouts ein SBB GA bekommen haben sowie eine kleinen Betrag für Spesen. (Die SBB stellt sich ihrer Kritik – SBB Service Scouts Kampagne) Und wenn ich mir die Teilnehmer anschaue, dann sehe ich immer noch nur Werbefuzzis – an dieser Meinung hat sich bei mir nichts geändert.

Danach kam die Kampagne nochmal in den Medien als der Hashtags von anderen Firmen gekapert worden ist (Wenn Hashtags gekapert werden – Beispiel SBB Service Scouts Kampagne)

Mein persönliches Highlight

Diese Kampagne ist mir besonders nahe gekommen, als mich 3 Leute aus der SBB Teppichetage angerufen haben und die Sau rausgelassen haben – ich hätte ihre Social Media Konten gekapert und soll sie zurückgeben, Anwälte seien bereits dran gegen mich zu Klagen vorzubereiten. Zuerst dachte ich ja an einen Scherzanruf – aber nachdem mich Blick, Tagi und andere Journalisten auch kontaktiert haben, weil auch sie dachten ich hätte der SBB die Social Media Kanäle geklaut – da wusste ich irgendwas ist im Busch. Und tatsächlich der Druck auf mich wurde da so gross, ich musste mein 1. offizielles Dementi schreiben. (Dementi – Nein ich bin nicht @sbbservicescout). Ja diese Sache war zuerst total unbequem aber im nachhinein muss ich darüber wirklich lachen.

Was halte ich von dieser Kampagne Gutes / Schlechtes

Also dass ich die Mischung der Twitterer die hier teilgenommen haben, total daneben finde – ist kein Geheimnis. Ebenfalls ist das eingetreten was ich vermutet habe – es wurden nur Schönwettertweets und Blogbeiträge veröffentlicht – die ServiceScouts hatten nicht den Mut hier ein Zeichen zu setzen, sondern haben sich wie gekaufte Instagramer verhalten – die jedes zugeschickte Produkt als „Weltsensations“ „Voll Geil“, „sofort kaufen“ ihren Followern andrehen wollen.
Und Schlussendlich gab es nur 1 Aktion die wirklich cool war und das war dieses Treffen des SBB Chefs mit interessierten Leuten. Leider hat dieser Event das gleiche Problem gehabt, und zwar hat sich keine Sau dafür interessiert.

Ungenutzte Mediale Chancen

Die Medien haben mehrmals kritisch über diese Kampagne berichtet, also die mediale Aufmerksamkeit ist da gewesen, leider haben die SBB Leute es verpasst hier diese Aufmerksamkeit zu nutzen. Ich vermute, sie sind über den Widerstand der Medien und der Bevölkerung so überrascht gewesen und haben sich persönlich angegriffen gefüllt – so dass sie sich ins Schneckenhaus zurückgezogen haben und die ServiceScouts im Regen haben stehen lassen.

Ja, ich habe es damals schon vermutet und bin mir jetzt wirklich sicher – die SBB Verantwortlichen haben sich schon bei der Vergütungsdiskussion entschieden – diese Kampagne nicht weiter zu unterstützen sondern langsam sterben zu lassen.

Ungenutzte Möglichkeiten

Ich sag nur „Neue Züge“ oder „Gotthardtunneleröffnung“ oder „SBB innovativer als Tesla“ oder „Swisspass“ oder die „Neue App“ usw. Ich habe mir jetzt wirklich nicht die Mühe gemacht und gross überlegt was im letzten Jahr passiert und doch bin ich schnell auf diese Themen gestossen.

Haben hier die ServiceScout irgend einen Impact erzeugt? Nein – man hat diese Themen 99% ignoriert.

Gut die SBB Queen die Andrea berichtet täglich von der SBB – aber ihre Verbreitung ist fast nicht da – nur Insider kennen sie.

Also man kann sagen, die ServiceScouts wurden ins kalte Wasser geworfen und die SBB hatte keinen Plan was sie wollte. Weder die Scouts noch die SBB wussten was man mit ihnen anstellen soll.

Fehlende Plattform

Die Mehrheit der Leute leben in einer Filterblase, alles was nicht in ihr Weltbild passt wird ausgeblendet. Aus diesem Grund sind die Leute heute nur sehr beschränkt informiert. Und genau hier hätte man auch Ansetzen sollen und eine globale Plattform schaffen sollen. Was nützt es wenn 10 Onliner was schreiben, die nur je 10 Leute lesen? Gut diese Zahlen sind jetzt ein wenig übertrieben – aber genau das hier ist passiert.

Die OnlineWelt aus dem diese Scouts – ich nenn sie jetzt Medienfuzzis kommen – überschneidet sich fast komplett. Der Normalo – der ist nicht ein Twitterer sondern ein Bänkler oder ein Büezer und hat mit der Internetwelt nicht wirklich was am Hut. Ich sags jetzt ganz direkt und evtl auch ein wenig gemein: Die SBB ServiceScout Kampagne war eine reine Inzucht und Selbstbeweihräucherungs-kampagne

Und genau da lag ein grosses Problem – der normale Kunde ist nicht in diesen Kreisen unterwegs und wurde darum komplett aus dieser Kampagne ausgeschlossen. Auch gab es keine Gemeinsame Plattform wo die SBBScouts ihre Tweets und Blogbeiträge hätte teilen können. In der Schule wurde man jetzt ins Zeugnis schreiben „die SBB hat sich Mühe gegeben“ was nichts anderes heisst als „total versagt“.

Ja die SBB hat eine Plattform gemacht wo man versucht hat eine Sammelstelle zu bilden – aber nein sie hiess nicht www.sbbservicescouts.ch (diese Domain hat ein SBB’ler registriert aber nie verwendet) sondern man hat sie www.sbb-zufriedenheit.ch genannt… HALLO? Und wieder hat die SBB versagt und das kleine 1×1 der Social Media vergessen!! Wenn man ein Hashtag verwendet, zieht man es durch – man registriert alle Plattformen und alle Domains und ja man verwendet auch diese Domain für eine Plattform. Aber eben das ist Grundwissen Online / Social Media

Falsche Teilnehmer

Den ServiceScouts eine GA zu geben, war total i.O – leider hat man die falschen Scouts ausgewählt. Wie ich oben schon sagte, sie kommen alle aus dem gleichen Umfeld.

Wenn man schon Leute sucht, die von der SBB berichten sollen, warum hat man keine Teenager ausgewählt – gibt ja da ein paar Youtuber. Warum hat man keine wirklichen Senioren ausgewählt die über die SBB berichtet haben und warum wurden keine Behinderte (Blinde / Rollstuhlgänger usw) ausgewählt?

Diese Leute hätten aus ihrem SBB Leben berichten können die wir uns Onliner gar nicht vorstellen können. Wie findet ein Blinder die richtigen Züge oder wie den Eingang. Wie kommt ein Rollstuhlfahrer in den Zug. Wie sehen jugendliche die SBB Welt usw. Das wäre wirklich spannend gewesen zu hören – und zwar direkt von den Betroffenen die mit diesen Probleme täglich umgehen müssen. Aber anscheinend wollte man das gar nicht.

Zusammengefasst

  • Die Planung dieser Kampagne wurde ziemlich verpfuscht und nie verbessert.
  • Die Firma SBB stand nicht hinter der Kampagne und man hat sie einfach ausbluten lassen.
  • Viele Chancen sind ungenutzt verstrichen.
  • Falsche Teilnehmer.
  • Keinen Plan.

Schlusswort

Ich finde es geil, dass ein so schwerfälliger und grosser Konzern sich auf so ein Experiment einlässt. Ja vermutlich haben sie sich mal bei einem Meeting entschieden sowas zu machen, leider war das dann alles.

Es ist und war mehr ein Papierversprechen – Niemand von der SBB – von ganz oben noch bis ganz unten – hat diese Kampagne wirklich unterstützt und begleitet. Alles wurde schnell schnell „hingepflümlet“ aber nicht durchdacht und vorallem stand man als SBB nicht dahinter. Ich gebe hier jetzt nicht jemand Einzelnem die Schuld am Scheitern der Kampagne, sondern es waren viele kleine Dinge die ausser Kontrolle geraten sind und darum zum kompletten Absturz geführt haben !!

Es fehlte eindeutig das Herzblut

Geile Idee aber die Ausführung war mangelhaft!

Ich persönlich werde dieses Beispiel in meinen Schulungen verwenden und meinen Kunden zeigen, wie man eine Kampagne komplett in den Sand setzt – weil man nicht hinter ihr steht.

Links

Hier sammle ich nun die Links zu anderen Blogger die ebenfalls versucht haben, hier ein Fazit zu ziehen.

SBB ist keine Wurstfabrik

Update 16.4.17 / 20.00

Ich habe hier noch einen Blogbeitrag geschrieben von der Marie-Christine Schindler
Beim schreiben meines Blogbeitrags habe ich noch einen Blogbeitrag vergessen zu verlinken und zwar den von Marie-Christine Schindler. Sie hat ein sehr spannendes Interview mit der Sarah Stiefel, Head of Digital Communications SBB AG geführt – hier der Link SBB Service Scouts: Influencer Relations bei den Schweizerischen Bundesbahnen